Bank Austria Kunstforum Wien zeigt „Helmut Newton Legacy“
Die Ausstellung ist von 19. Oktober 2022 bis 15. Januar 2023 im Ausstellungshaus auf der Wiener Freyung zu sehen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der Helmut Newton Foundation Berlin.
Mit „Helmut Newton Legacy“ feiert das Bank Austria Kunstforum Wien im Herbst 2022 den 100. Geburtstag des deutsch-australischen Fotografen (1920 – 2004) – coronabedingt verzögert, aber umso umfassender mit an die 250 Arbeiten, die Newtons gesamtes Schaffen dokumentieren.
Newton, eine kontroversielle Figur, die bis heute fasziniert und provoziert, ist in erster Linie durch seine Frauenbilder bekannt: mächtig, aggressiv, selbstbewusst – nackt und bekleidet – präsentieren sie sich dem Zuschauer.
Newtons Fotografien sind unzählige Male publiziert, ihr ikonischer Charakter hat sich in unser kollektives Bildgedächtnis eingeprägt. Immer wieder testet Newton gesellschaftlich-moralische Grenzen aus und definiert sie mitunter neu; Newton verstört und bannt das Publikum mit seinen Visionen und Visualisierungen von Mode und Weiblichkeit.
Neues Kapitel der Modefotografie
Tatsächlich entwickelt sich Newtons Karriere durch seine Modefotografie – die auch im Zentrum dieser Ausstellung steht. 1938 als Jude vor den Nationalsozialisten nach Australien geflüchtet, beginnt er dort Mode zu fotografieren.
Seine ihm eigene Bildsprache findet er dann im Paris der 1960er-Jahre: Er eröffnet ein neues Kapitel der Modefotografie, indem er die „Objekte der Begierde“ in einen (fiktiven) Kontext setzt, Atmosphäre schafft und den Zeitgeist einfängt.
Inspiriert ist er dabei in den 1960er-Jahren von Raymond Chandlers Kriminalromanen oder dem amerikanischen Film Noir, später sind es Filme von Alfred Hitchcock und François Truffaut oder die Abenteuer von James Bond.
Es sind die teilweise engen Rahmenbedingungen und Erwartungen seiner Auftraggeber, die ihn dazu reizen, traditionelle Darstellungsmodi zu hinterfragen – so beginnt er seine Modelle zu inszenieren: in den Straßen von Paris, in Stundenhotels oder im Rahmen einer Paparazzi-Story.
Mit meist schrillen theatralischen Settings kreiert Newton in der durch Luxus und Exzentrik bestimmten Szene der Haute Couture eine Stimmung von Eleganz und Ambivalenz.
Helmut Newton fotografiert im Auftrag bekannter Modemagazine, für die französische, italienische, amerikanische und die englische „Vogue“, „Elle“ oder „Queen“, und fasziniert so ein Millionenpublikum. Seine mitunter provozierenden Aufnahmen erreichen ikonischen Status.
In den frühen 1980er-Jahren wendet Newton sich der Aktfotografie zu. Mit den legendären Diptychen der Serie „Naked“ and „Dressed“ zeigt er Modelle in identischer Pose nackt und bekleidet:
Hier provoziert Newton genauso wie mit den „Big Nudes“ – Porträts lebensgroßer Modelle in beinahe kämpferischer Nacktheit, deren Sexualität selbstbestimmt und handlungsaktiv wirkt.
Sechs Dekaden Fotografie
In Zusammenhang mit der herrschenden #MeToo-Debatte wurde Newton niemals genannt – die Frauen, die für ihn nackt posieren, erzählen darüber entspannt und erwähnen eher seinen Humor beim Shooting, das im Übrigen häufig von June Newton begleitet wurde.
Dennoch gab es immer Stimmen, die Newtons Blick auf die Frau kritisierten. Die prominenteste ist die der amerikanischen Kulturwissenschaftlerin Susan Sonntag, die Newton 1979 in einer Talk-Show Sexismus und Frauenfeindlichkeit vorwarf und seine Fantasien als monströs klassifizierte.
Newtons genreübergreifende und provozierende Fotografie, die sich über sechs Dekaden erstreckt, entzieht sich jeder Kategorisierung. Konsum und Eleganz, Stil und Voyeurismus verbindet Newton zu einer unnachahmlichen, kaum zu entwirrenden Melange.
Die große Schau des Bank Austria Kunstforum Wien lenkt den Blick auf dieses Ganze, das den sich wandelnden Zeitgeist von den 1960er-Jahren bis an die Jahrtausendwende widerspiegelt.
Die Ausstellung ist bis 15. Januar 2023 im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen.
Weitere Informationen auf kunstforumwien.at. Das Bank Austria Kunstforum Wien lädt rund um die Uhr und von jedem Device aus zum virtuellen Ausstellungsbesuch auf Facebook, Instagram, Twitter und YouTube.
Ausstellung: „Helmut Newton Legacy“
Datum: 19. Oktober 2022 bis 15. Januar 2023
Ort: Bank Austria Kunstforum Wien
Adresse: 1010 Wien, Freyung 8
Lageplan: goo.gl/maps/RcKx32SJWF92
Website: kunstforumwien.at
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Helmut Newton Stiftung Berlin.
Kuratiert von Matthias Harder (Direktor & Kurator Helmut Newton Foundation Berlin) und Evelyn Benesch (Kuratorin Bank Austria Kunstforum Wien)
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Helmut Newton (1920–2004) brachte dem Einfachen oder Vorhersehbaren immer ein gesundes Maß an Misstrauen entgegen. So überrascht es nicht, dass der SUMO ein Projekt war, dem er nicht widerstehen konnte.
Die Vorstellung von einem Buch, das die Ausmaße einer privaten Ausstellung hat, mit atemberaubenden Bildern, nach modernsten Normen reproduziert und gedruckt, entstand aus einem offenen, experimentellen Dialog zwischen Fotograf und Verleger.
Mit den 35,4 Kilo Gewicht (knapp 80 Pfund), die der SUMO – einschließlich Schachtel und Folie – auf die Waage bringt, schuf Newton einen Meilenstein des Buchwesens, der sowohl mit der Extravaganz seiner Konzeption, als auch seinen technischen Daten meterhoch über allem stand, was auf dem Buchmarkt je zuvor versucht worden war.
Der SUMO, ursprünglich in einer Auflage von 10.000 signierten und nummerierten Exemplaren erschienen, war bald nach seiner Veröffentlichung ausverkauft und stieg im Wert rasch auf ein Vielfaches. Heute sind einzelne Exemplare weltweit in zahlreichen bedeutenden Sammlungen vertreten, unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art.
Das legendäre SUMO-Exemplar Nummer eins, handsigniert von über hundert der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten, brach den Rekord für das teuerste, im 20. Jahrhundert veröffentlichte Buch, als es am 6. April 2000 bei einer Auktion in Berlin einen Kaufpreis von über 317.000 Euro erzielte.
Diese XL-Ausgabe feiert nun 20 Jahre SUMO. Das von seiner Frau June Newton sorgfältig überarbeitete Buch enthält sämtliche 464 Bilder sowie ein neues Beiheft, das uns durch die Entstehungsgeschichte dieses publizistischen Großereignisses führt – eine atemberaubende Hommage an den überlebensgroßen Fotografen, jetzt in einem handlicheren Format.
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