30. November 2022,
UNESCO erkennt neun Traditionen als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit an.
Ausschuss stuft vier Kulturformen als bedroht ein.
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO hat heute fünf Formen von überliefertem Wissen und Können in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Vier weitere Kulturformen wurden als bedroht eingestuft, darunter die Töpferkunst des Chăm-Volkes in Vietnam.
Der Zwischenstaatliche Ausschuss, dem erstmals auch Deutschland angehört, berät derzeit über die Aufnahme von lebendigen Traditionen, Bräuchen und Handwerkstechniken in die UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes. Die Bundesrepublik hat den Modernen Tanz sowie gemeinsam mit Lettland, Österreich, Polen, Spanien und Tschechien die Flößerei nominiert. Über die beiden Vorschläge wird in den kommenden Tagen entschieden. Der UNESCO-Ausschuss tagt noch bis zum 3. Dezember in Marokkos Hauptstadt Rabat.
In die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes wurde aufgenommen:
Albanien: Fertigkeiten, Handwerkskunst und Gebrauchsformen rund um die Xhubleta
Chile: Töpferwaren von Quinchamalí und Santa Cruz de Cuca
Türkei: Traditionelle Ahlat-Steinbearbeitung
Vietnam: Töpferkunst des Chăm-Volkes
In die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit wurden aufgenommen:
Andorra, Frankreich: Bärenfeste in den Pyrenäen
China: Traditionelle Tee-Verarbeitung
Kambodscha: Traditionelle Kampfkunst Kun Lbokator
Kolumbien: Das Wissenssystem der Ahnen der vier indigenen Völker Arhuaco, Kankuamo, Kogui und Wiwa der Sierra Nevada de Santa Marta
Kroatien: Das Fest des Heiligen Tryphon und des Kettentanzes Kolo
Hintergrund
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland gehört dem Vertrag seit 2013 an.
Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. Mehr als 600 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und das Bauhüttenwesen in Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz.
Der Zwischenstaatliche Ausschuss setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten des Übereinkommens zusammen, darunter in diesem Jahr erstmals auch Deutschland. Er entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die UNESCO-Listen.
Weitere Informationen
Fotos und Videos der nominierten Kulturformen
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Tradition und Brauchtum, das immaterielle Kulturerbe in Deutschland